Tag 2 in Stockholm: Vasa-Museum, Brunch und Tösse

Als wir letzten Samstag aufwachten, war das schöne Wetter vom Vortag weg, und Stockholms Himmel war voll mit schweren Wolken. Mit anderen Worten, ein perfekter Tag für einen Museumsbesuch. Nach einem herzhaften Frühstück bei meinem Bruder stiegen wir in den Bus zurück nach Djurgården. Da gibt es nämlich einen alten Favoriten, das Vasa-Museum.

Das Museum enthält das Kriegsschiff Vasa, das auf seiner Jungfernfahrt im August 1628 in Stockholms Bucht kenterte und sank. Nach 333 Jahren auf dem Meeresgrund wurde das riesige Kriegsschiff geborgen und die Reise konnte fortgesetzt werden. Heute ist Vasa das am besten erhaltene Schiff aus dem 17. Jahrhundert und das Vasa-Museum ist das meistbesuchte Museum Skandinaviens. Meine Mutter erzählte mir, dass man, als sie in den 1960er Jahren dort war, das Schiff besteigen durfte und es ständig mit Wasser gespült wurde. Heute steht es in einem eigens errichteten Gebäude mit perfekter Luftfeuchtigkeit in angemessener Entfernung zu den Besuchern. Ich war schon mehrmals im Museum, und schon als Kind war ich immer fasziniert von der Geschichte rund um das Schiff, mit den Machtkämpfen und Fehleinschätzungen die zum Untergang von Vasa führten.

Nun wollte ich natürlich auch meinen eigenen Kindern das Schiff zeigen und obwohl sie meine Faszination vielleicht nicht vollständig geteilt haben, so fing das Schiff während des gesamten Besuchs wirklich ihre Aufmerksamkeit.

Kinder bleiben manchmal für andere Dinge stecken als man selbst. Von diesen Steinen waren sie unglaublich beeindruckt. Es sind die eigentliche Steine, die man im Schiff auf dem Boden hatte, um es zu stabilisieren. (Was schlecht funktionierte, weil das Schiff bei der Jungfernfahrt nach nur zwanzig Minuten kenterte.) „Mama, diese Steine waren in Vasa.“ (Ja, und hinter dir steht Vasa selbst, aber okay. ♡)

Wir folgten den Familienweg, der uns mit einer kleinen Karte rund um das Museum zu insgesamt neun Stationen führte.

Dort erhielten wir Anweisungen und kleine Aufgaben zum Nachdenken. Bei diesem kleinen Modell standen wir eine Weile und studierten lange Vasas Interieur. Der Familienweg ist eine gute Möglichkeit das Interesse der Kinder am Leben zu halten und gleichzeitig selber viel über das Schiff zu lernen.

Wir versuchten uns das Schiff in dieser Farbenpracht vorzustellen.

Die Kinder (und auch ich) testeten in einer Kopie der Taucherglocke zu stehen, mit der man direkt nach dem Untergang versucht hatte die Wertsachen aus dem Schiff zu bergen. Ich, mit meiner Klaustrophobie, habe Panik bekommen, nur indem ich darin stand. Der bloße Gedanke, dass man mit dieser Taucherglocke in kaltes, dunkles Wasser herabgelassen wird, gibt mir einen Ausschlag an meinem ganzen Körper.

Allen Respekt für die Männer die es mit Hilfe der Taucherglocke gelang, mehrere Kanonen des Schiffes zu bergen. Ich kann es nicht in den Kopf bekommen, dass das möglich war.

Neu für mich war die Ausstellung Face to Face. Man fertigte Masken an, die man mit den Schädel der Opfer als Ausgangspunkt produzierte. So hatten wir die Gelegenheit, die Crew der Vasa zu treffen. Es war so interessant, über die Menschen an Bord zu lesen, wie ihr Leben aussah, was sie aßen und mit was sie arbeiteten. Elisabeth fand jedoch, dass die Skelettteile und Masken sehr beängstigend waren, so dass wir schneller durch die Ausstellung laufen mussten, als ich es mir gewünscht hätte. Das Vasa-Museum hat wirklich eine besondere Anziehungskraft und es ist eine tolle Art sich dort mehr über die Geschichte zu lernen.

Als wir fertig waren, spazierten wir in den Bezirk Östermalm, um einen Brunch in Broms einzunehmen. Da haben sie leckere, gut zubereitete und klassische Gerichte, wo man ganze oder halbe Portionen wählen kann. Die Kinder waren auch sehr fasziniert von der Buddha-Statue aus Tellern und mit einer Aura aus Besteck und überlegten sich ob wir auch eine solche zuhause machen können. Ja, warum denn nicht?

Ich bestellte irgendwie das schmackhafteste das es gibt, Eggs Royal mit Avocado und Sauce hollandaise. Dazu ein perfekter Bellini.

Die Kinder ließen wir machen und sie durften das bestellen nach was sie Lust hatten. Elisabeth hat da gleich zugeschlagen und Pommes frites und einen Snickers-Milchshake mit Sahne und Eis bestellt. Pommes in Milchshake zu tauchen, kann etwas mehr dekadent sein? Eine herrliche Idee, findet jedenfalls meine Tochter. ♡

Wir gingen weiter durch die Stadt, in Richtung Tössebageriet auf Karlavägen 77, die ich schon lange besuchen wollte. Die Bäckerei wurde in den 1920er Jahren gegründet und liegt immer noch an der gleichen Stelle wie damals und hat gewisse Teile der ursprünglichen Einrichtung intakt.

Sie sind am meisten dafür bekannt, den „Semmelwrappen“ erfunden zu haben, den du hier ganz unten links sehen kannst. Man muss eine solche Initiative lieben! Ein tragbares Semla-Gebäck, das man unterwegs essen kann. Aber ich musste dieses Mal drauf verzichten zu probieren, weil ich meinem Neffen versprochen hatte, dass er etwas auswählen darf, weil er vor kurzem bei einem Radioquiz gewonnen hat.

Seine Wahl fiel auf die Tösse-Torte, einen Milchschokoladentraum mit Passionsfruchtcreme. Es wurde langsam dunkel auf Stockholms Straßen und wir trugen die Torte nach Hause in die Wohnung meines Bruders. Dort schauten wir uns die Vorrunde für das Melodifestivalen an, also wo man entscheidet wen Schweden dieses Jahr zum Eurovision Song Contest schickt.

Was wir am ersten Tag unserer Reise nach Stockholm gemacht haben findest du hier.

Wünsche dir einen schönen Freitag. ♡

Sonntagshaus: Der Traum eines berühmten Autors auf Gotland

Gotland ist Schwedens größte Insel in der Ostsee, etwa 100 km vom schwedischen Festland entfernt. Die gotländische Natur unterscheidet sich deutlich vom Rest Schwedens. Ein karges Kalkstein­plateau hat zu einer eigentümlichen Artenfauna geführt und viele ungewöhnliche Pflanzen gedeihen im milden Klima. Gotland wird von freundlichen Menschen mit Schwedens (meiner Meinung nach) charmantesten Dialekt bevölkert. In der größten Stadt Visby mit ihrer mittelalterlichen Ringmauer und ihren blühenden Alleen und Gassen wurden die Filme über Pippi Langstrumpf eingespielt.

Aber das heutige Sonntagshaus hat eine Kopplung zu einem anderen schwedischen Bestseller, nämlich Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand. Habt ihr den Roman gelesen? Unser Objekt des Tages gehört niemand anderem als dem Autor selbst, Jonas Jonasson und liegt in einer schönen ländlichen Umgebung etwas außerhalb von Visby.

Hier liegt sein schöner Hof, eingebettet ins Grüne und umgeben von Ackerland. Das für Gotland so typische Sandsteinhaus ist natürlich das Kronjuwel unter den anderen Gebäuden des Hofes.

Die Tür ist offen, also schleichen wir doch die sonnengewärmte Treppe hinauf und schauen hinein.

Hier von der Veranda hat man die volle Aussicht über den Innenhof. So schön mit einem runden Platz vor dem Haus.

Wir betreten den Flur und sehen die Küche auf der einen Seite und…

…das Wohnzimmer auf der anderen. Schaut euch die tiefen Fensternischen an, groß genug, um sich rein zu setzen…

…und die Wärme des Kachelofens zu genießen. Nicht so besonders, aber sehr schön mit seinen Fliesen in verschiedenen Schattierungen. Es gibt so viel schönes im Hof, deshalb denke ich, dass wir wieder raus gehen.

Allein das kleine Gästehaus ist fast einen eigenen Eintrag wert. Mir gefiel besonders das Schlafzimmer, mit der schönen, sanften Tapete. Und die Farbe der Leisten und der Fenster. Okay, lasst uns wieder nach draußen gehen.

Wir nehmen den kleinen Sandsteingang in Richtung Terrasse.

Hier zwischen den Buschrosen wärmt die Sonne auf mediterranes Niveau, so dass wir uns für eine Weile hinsetzen.

Etwas weiter entfernt sehen wir das hier. Orangerie mit einer großem O. Was für ein Traum! Was denkst du Mario, wir könnten doch schnell eine solche auf Orust bauen? Dachte ich mir doch.

Die alte Scheune hat Jonas (oder vielleicht hat er Hilfe gehabt?) vorbildlich zu seinen Ursprüngen restauriert. Er baute hier auch einen Hubschrauberhangar für den Hausbedarf.

Hier ist auch das Büro, wo der Hundertjährigen geschrieben wurde. Kein Wunder, dass es gut gelaufen ist, mit einer so inspirierenden Umgebung. Wenn du ein Autorenleben auf Gotland führen willst, musst du deine große Geldtasche mitnehmen, für etwa 1.000.000 Euro ist das Anwesen dein.

Besuche Gotland, wenn es dann irgendwann wieder geht und du die Möglichkeit hast, aber vermeide Juli und die erste Hälfte im August, weil da ist die Insel von Stockholmern überfüllt.

Ich hoffe, du hast einen schönen und sonnigen Sonntag. Pass auf dich auf. ♡

Eine Postkarte vom Sommer

Hej zusammen! Ich sehe, dass ihr eine tapfere Schar seid, die von Zeit zu Zeit hier vorbeischaut und vielleicht auf ein Lebenszeichen hofft. Oh, wie ich es vermisse, hier regelmäßiger zu schreiben. Aber leider hat dieses Jahr dafür keinen Platz zugelassen. Stattdessen ist die Zeit wie im Flug vergangen und heute Morgen war Frost auf den Windschutzscheiben, ich bin jedes Jahr gleich überrascht. Die Kinder sprangen mit ihren Schals und den Mützen weit über die Stirn gehüllt in die Schule. Als die Großen zwanzig vor acht gingen, war es schwarz wie die Nacht draussen und Edward wollte nur in seinem Bett bleiben und in der Bettdecke kuscheln. Ich wartete in der Küche und genoss meinen Weihnachtskaffee mit einem Geschmack von Kardamom, einem vollmundigen Aroma, der beim Brühen eine spezielle Atmosphäre im Haus verbreitet. So trotzen wir jetzt der Dunkelheit hier oben im Norden und füllen den ganzen Dezember mit Licht. Die gemütlichste Zeit des Jahres ist hier.

Aber bevor wir komplett in die Weihnachtszeit übergehen, können wir uns vielleicht ein wenig in den Sommer zurück träumen? Wir sind auch in diesem Jahr fast nirgendwohin gefahren. Aber was macht das schon, wenn man den schönsten Platz auf Erden hat?

Der Sommer 2021 war das Jahr, in dem wir endlich ein kleines Boot gekauft haben. Wir haben lange darüber nachgedacht, denn es gibt ein Bootsteg direkt an unserem Strand und eine ruhige kleine Bucht zum Herumtollen. Viele komische Szenen haben sich in diesem Sommer in den Gewässern von Orust abgespielt, als zwei völlig unerfahrene Personen versucht haben, ein Boot zu bedienen. Aber schön war es auch!

Julius Pep und Elan war total, als wir zum ersten Mal rausfuhren…

… sein kleiner Bruder war etwas skeptischer…

… aber taute auf, als wir anhielten und direkt in die warmen, weichen Sommerwellen sprangen.

Das Beste war, vom Boot direkt in ein goldenes Meer zu springen, kurz bevor die Sonne unterging. Es ist hier 22 Uhr und hat 27 Grad in der Luft und fast genauso warm im Wasser. Etwas, von dem man gerne träumt, wenn die Sonne jetzt bereits um halb drei untergeht.

Und als wir zur Hütte zurückkehren, werden wir davon empfangen. Rosa Himmel über den Wiesen. Ähnliche Bilder habe ich wahrscheinlich schon vorher gezeigt, aber es ist fast unmöglich, sie satt zu haben. ♡

Natürlich hat es auch manchmal geregnet. Dann mussten wir drinnen bleiben und mit Leben und Lust backen…

…oder einen Waldspaziergang machen mit den hohen Bäumen als Schutz. Kannst du Edward finden?

Dieses Jahr war ein sehr gutes Beerenjahr. Der ganze Wald war voll von Blaubeeren und Brombeeren, wie wir hart gearbeiteten, um sie alle zu finden. 

Die Sonne kam bald zurück und wir waren wieder am Strand. Oder übrigens, es wurde wahrscheinlich jeden Tag unabhängig vom Wetter gebadet 🙂 Dass die Kinder keine Schwimmhaut zwischen den Zehen entwickelt haben, überrascht mich aufrichtig.

Das eine oder andere Eis gab es…

Edward entdeckte, dass Schokoladeneis das Ding ist. Hier mit dem seiner Meinung nach besten Kauf des Sommers, seiner Bad-Boy-Sonnenbrille.

Ein Besuch beim Göteborger Gartenverein gehört zum Sommer. Bei diesem Bild wird mir ganz warm ums Herz, die feinsten die es gibt. ♡

Wir machten einen kleinen Ausflug zu meinem Bruder und seiner Familie in Stockholm. Hier kommt Edward in vollem Tempo und voller Vorfreude an.

Die Kinder haben eine kleine Cousine bekommen die direkt ins Niedlichkeitsgefängnis sollte, so süß ist sie…

…und es gab ein liebevolles Wiedersehen.

Wir haben die Stadt zusammen mit dem großen Kusin angeschaut. Weiche, fürsorgliche Jungs sind der Hammer.

Wir nutzten die Gelegenheit, um beim König und Silvia auf Drottningholm vorbei zu schauen…

… bevor es an der Zeit war für die Taufe der kleinen Ebba. Elisabeth nahm ihren Job als 1. Babysitterin sehr ernst…

…während die Hauptfigur es selbst sehr gelassen nahm.

Gebräunt, glücklich, weich und entspannt nach langen Sommerferien, war es an der Zeit, wieder in die kleine Stadt zu ziehen…

…muss nur noch dem letzten Frosch des Sommers tschüss sagen.

Ich hoffe es geht euch gut, wir hören uns bald wieder. ♡

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